Wenn ich es aus leidvoller Erfahrung nicht besser wüsste, würde ich es nicht glauben, wie kaputt man heutzutage noch den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) machen kann. Die Verkehrsplanung des Landratsamtes Bamberg, schon immer die Instanz wenn es um Fehl-, Falsch- oder Nichtplanung des öffentlichen Nahverkehrs geht, hat es auch diesmal wieder geschafft, die wenigen noch sinnvollen Busverbindungen so unattraktiv zu machen, dass selbst wir eingefleischte Nutzer dreimal überlegen, ob wir uns das noch antun.
Dabei hat man diesmal gar nichts gemacht – und das war der Fehler. Die DB trägt eigentlich die Schuld und dabei vor allem der neue S-Bahn Fahrplan mit den ca. halbstündlich versetzten Abfahrtszeiten im Vergleich zur langjährigen Praxis. Die Abfahrt der RE ist gleich geblieben und so fahren beide Verbindungen in den Großraum nun innerhalb von 10 Minuten. Die 50 Minuten dazwischen gibts nichts außer Warten. Mit der Ankunft in Bamberg sieht es ähnlich düster aus.
Es fehlt leider immer noch ein halbstündlicher S-Bahn-Takt von Bamberg nach Nürnberg und zurück.
Da der DB und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, als Besteller des Schienenverkehrs, die Busanschlüsse ziemlich gleich sind, hätte das Landratsamt reagieren müssen – tat aber leider bisher nichts.
Sogar die Zuganschlüsse sind betroffen, so kann man von Eltmann oder Oberhaid zwischen kurz nach 21 Uhr und 0:22 Uhr nicht mehr über Bamberg in Richtung Nürnberg fahren. Zwischendurch fährt zwar noch ein Zug aus der Richtung nach Bamberg, der hat aber auch keinen früheren Anschluss. Zudem geht das dann nur am Samstag, denn unter der Woche ist schon um kurz nach 21 Uhr Schluss von Oberhaid und Eltmann…
Die folgenden Bus-Beispiele sind besonders krass für Biergarten und Brauereibesucher des Landkreises, die in Bamberg in Richtung Großraum Nürnberg umsteigen müssen:
Linie 969, Richtung Würgau/Steinfeld, So, Abfahrt 12:55 Uhr, Ankunft RE 11:21 – Wartezeit 34 Minuten;
Linie 969, Richtung Bamberg, Sa Ankunft 18:48, So Ankunft 18:58 Uhr, Abfahrt RE 19:38 Uhr – Wartezeit 50 oder 40 Minuten
Linie 970, Richtung Tiefenellern/Huppendorf, Mo-Fr, Abfahrt 13:15 Uhr, Ankunft RE 12:21 – Wartezeit 49 Minuten;
Linie 989, Richtung Bamberg, Mo-Fr, Ankunft 18:56 Uhr, Abfahrt RE 19:38 Uhr – Wartezeit 42 Minuten;
…
Die Auflistung liese sich noch beliebig fortführen, aber das mindert den Frust über die Ignoranz der Fahrplangestalter auch nicht. Bis sich hier evtl. in den Folgejahren etwas ändert hat die Bahn ihren Fahrplan wahrscheinlich schon wieder geändert…
Hallo Rainer,
wenn ich es richtig mitbekommen habe, wurde der Fahrplan der S-Bahn nur in diesem Jahr geändert. Ab 2019 soll wieder der bisherige Fahrplan gelten. Anscheinend hängt das mit den Bauarbeiten bezüglich der zwei neuen Gleise zwischen Baiersdorf und Forchheim und dem Ausbau des Bahnhofes Forchheim zusammen.
Wenn Du den 50/10-Takt in Bamberg im Allgemeinen kritisierst, war es mit dem alten Fahrplan jedoch nicht wesentlich besser. Die Situation war nur andersherum, dass es in Nürnberg oder Fürth diesen ungünstigen Takt gab. Der Unterschied zur jetzigen Situation liegt daran, dass beide Züge in Bamberg „kurz vor halb“ ankommen bzw. „kurz nach halb“ abfahren, einige Fahrten der Bamberger Überlandbuslinien jedoch auf die volle Stunde ausgerichtet sind.
Ein wenig entschärft wird das durch die jetzige schnelle RE-Verbindung von Nürnberg über Bamberg nach Coburg, da der Zug etwa zur vollen Stunde Bamberg erreicht, jedoch nur zweistündig. Kommt eine Buslinie zur vollen ungeraden Stunde in Bamberg an oder fährt dort ab, hilft das auch nicht weiter.
Ich frage mich sowieso im Allgemeinen, wann für den LK Bamberg das Liniennetz neu ausgeschrieben wird. In einigen LK’s war das ja bereits der Fall und es fand häufig eine Verbesserung statt (LK Forchheim, LK Erlangen, LK Fürth, LK Nürnberger Land, teilweise LK Ansbach). Denn in einem Punkt stimme ich Dir vollkommen zu, der LK Bamberg ist landschaftlich und kulinarisch sehr attraktiv, jedoch das ÖPNV-Angebot ist oft unterirdisch – vor allem am Wochenende … Neben den Verbindungen am Wochenende müssten sich die Busabfahrten hauptsächlich an den RE-Zügen ausrichten (entweder zur halben Stunde oder zweistündig zur vollen Stunde) und mehr im Takt fahren, dann wäre ich sehr zufrieden.
Schöne Grüße
Danke für den ausführlichen und kompetenten Kommentar. In Nürnberg ist nur der ’50/10 Takt‘ grad egal, weil U-Bahn und Straßenbahn viel häufiger fahren als in Bamberg die Busse… Wenn das wirklich „nur“ ein Jahr wäre, könnte man es ja fast aushalten – aber bisher habe ich davon noch nichts gehört. Am letzten Samstag haben wir diesbezüglich wieder mal das Schlimmste gemacht. Erst mit dem 970er nach Tiefenellern (50 Minuten warten) und dann am Nachmittag mit dem 969er von Scheßlitz zurück (50 Minuten warten) – das macht so richtig Laune. Zum Glück fuhr der Fahrer zurück zügig, so dass wir gerade noch so in die S-Bahn hüpfen konnten.